Best Practice Beispiele

Beispiele für faire Beschaffung: Deutschland FAIRgleicht
In diesem Video der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt werden die Beispiele Bremen, Aidlingen und Dortmund vorgestellt.

 

Bremen
Die Stadt Bremen gilt schon lange als eine der Vorreiter-Städte in Punkto nachhaltiger Einkauf. Dies liegt vor allem daran, dass es neben einem offiziellen Beschluss (Tariftreue- und Vergabegesetz) auch ambitionierte Schritte zur Umsetzung gibt, wie z.B. öko-faire Vergaben durch Immobilien Bremen.

Bremen verfolgt dabei diese 4 Ziele:

  1. Soziale und ökologische Kriterien sollen im Spannungsfeld haushalts- und vergaberechtlicher Bestimmungen rechtssicher angewendet werden
  2. Einkauf steuerungsfähig machen: Einkaufsteams mit Prozesskompetenz; Bedarfe, Mengen, Preise kennen
  3. Wirtschaftlicher einkaufen: Mengen bündeln und standardisieren; Einkaufsdienstleistungen anbieten
  4. Verwaltungskultur ändern: Sensibilisieren und qualifizieren: Beschaffungskonferenzen; Einkaufsteam-Schulungen; öffentliche Kommunikation oder Unternehmensdialoge

Seit 2008 hat Bremen einen Beirat für „Sozial- und ökologisch verantwortliches Verwaltungshandeln“. Dieser ist unmittelbar an die Finanzsenatorin gebunden. Der Beirat sorgt außerdem für einen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, NGOs und Verwaltung und organisiert die Kommunikation mit der Politik.
Seit August 2016 gibt es außerdem eine verwaltungsinterne Kompetenzstelle für sozialverantwortliche Beschaffung, angesiedelt bei der Immobilien Bremen AöR, die die öffentlichen Auftraggeber berät und bei Fragen der  nachhaltigen Beschaffung unterstützt.

Ausführliche Informationen zu allen Maßnahmen und Gesetzen in Bremen finden Sie in der Präsentation „Der Einkauf der Hansestadt Bremen“ von Niels Winkler. Er hat die Maßnahmen auf einer FAIRgabe-Bündnis Konferenz 2018 vorgestellt.

Ein konkretes Beispiel für faire IT-Beschaffung in Bremen ist Dataport.

 

Dortmund
Die Stadt Dortmund hat gemeinsam mit der Christlichen Initiative Romero eine Pilotausschreibung zu Dienst- und Schutzkleidung durchgeführt. Alle Erfahrungen und Informationen dazu gibt es im Praxis-Leitfaden von 2016: Die Berücksichtigung von ILO-Kernarbeitsnormen und Kriterien des Fairen Handels beim Einkauf von Dienst- und Schutzkleidung.

Außerdem können Sie hier die Präsentation Faire Beschaffung in der Stadt Dortmund von 2018 herunterladen. Johanna Fincke von der CIR stellte in Vertretung für Aiko Wichmann das Beispiel auf einer FAIRgabe-Bündnis Konferenz vor.

 

Mainz
Mainz hat seit dem Beschluss zur „Zukunftsinitiative Mainz – Lokale AGENDA 21“ 1997 verschiedene Festlegungen zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung getroffen. 2002 beschloss der Stadtrat, keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit mehr zu beschaffen.

Das Besondere in Mainz ist der 2004 eingeführte verwaltungsinterne, zentrale, digitale Bestellkatalog. Mit diesem Instrument kann der Bedarf der Kommune konkret analysiert werden. Was wird gebraucht? In welchem Umfang und in welchen Zeitabständen wird es benötigt? Durch den elektronischen Einkauf wird eine Nachfragebündelung und Reduktion der Produktvielfalt erreicht sowie der Bestellvorgang erleichtert – bei gleichzeitiger Kostenreduktion: denn mit der Bestellung größerer Mengen können bessere Einkaufspreise erzielt und Kosten gesenkt werden.

In einem zweiten Schritt wurden neben den herkömmlichen Materialien auch nachhaltige Produkte angeboten. Ein zusätzlich eingerichtetes Informationsfeld bei der Produktbeschreibung informiert die Beschaffer/innen der einzelnen Ämter über die Sozialverträglichkeit bzw. die Umweltverträglichkeit des einzelnen Produkts. Diese Festlegung wird von den zuständigen Fachämtern anhand erarbeiteter Kriterienkataloge getroffen. Kontinuierlich werden neue Produkte, die den Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht werden, identifiziert und im zentralen Katalog eingestellt.

Mehr Informationen gibt es im Informationsblatt Organisation Beschaffungspraxis in der Stadt Mainz vom Umweltbundesamt.

 

München
München achtet ebenfalls seit langem auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ökologische Standards beim Einkauf von Produkten. Bereits 2002 hat der Münchner Stadtrat den Beschluss gefasst, keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit einzukaufen (Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation – ILO).
2011 hat der Münchner Stadtrat die Weiterentwicklung der nachhaltigen und fairen Beschaffung beschlossen. So werden bei einigen Produkten, die in Asien, Afrika oder Lateinamerika hergestellt oder verarbeitet werden, Gütesiegel mit sozialen Standards verlangt.

Die Stadt beschafft beispielsweise seit 2006 nur noch Blumen aus eigener Produktion der Stadtgärtnerei oder aus regional-saisonalem Anbau. Bei Importware werden nur noch Blumen mit einem Gütesiegel für umwelt- und sozialgerechter Produktion eingekauft.
Bei der Vergabe von Straßenbau- und Entwässerungsarbeiten fordert das Baureferat für Natursteine aus Asien, Afrika oder Lateinamerika die Vorlage eines produktbezogenen Gütesiegels. Auch bei Sportbällen wird, wenn diese vom Referat für Bildung und Sport eingekauft werden,  auf entsprechende Gütezeichen geachtet.

Mehr Informationen zu München gibt es in der WEED-Broschüre Quo vadis Beschaffung auf Seite 42 oder direkt bei Silvia Baringer in der Fachstelle EineWelt im Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München.

 

Bonn
Die Stadt Bonn wird seit 2015 von der Frauenrechtsorganisation femnet bei der Beschaffung von Arbeitskleidung unterstützt. Die NGO berät die Bonner Stadtverwaltung bzw. das Amt für Stadtgrün und das Sport- und Bäderamt bei der stärkeren Einbeziehung sozialer Kriterien in die laufenden Ausschreibungen.
Die Ausschreibungen von Badeshorts und Dienst- und Schutzkleidung wurden gemeinsam so konzipiert, dass Bieter konkrete Nachweise für die Einhaltung von Sozialstandards erbringen müssen und Unternehmen, die ihre Lieferkette bereits seit längerem im Blick haben und verantwortungsvoll wirtschaften, positiv berücksichtigt werden. Der Dialog mit Bedarfsträgern, Produzent/innen und Händler/innen begleitete das Vorhaben wirkungsvoll. Das Ergebnis: Faire Beschaffung ist möglich, unwesentlich teurer (3,2% bei gleichen Qualitätsstandards) und der Aufwand reduziert sich von Mal zu Mal.

Mehr Infos gibt es in der Broschüre von 2017: Schritt für Schritt – ihr Weg zur fairen öffentlichen Beschaffung von Schutz- und Dienstkleidung.

 

Die hier aufgeführten Beispiele sind längst nicht alle. Sie sollen einen Einblick in das geben, was möglich ist und schon passiert. Weitere Informationen gibt es hier.